Unterwegs

Zwei Schritte vor, einen zurück.

Die Gedanken kreisen wie Herbstraben über die zerfurchte Ackerkrume. Selbst das kleinste Zeichen wird aufgepickt. Gedreht und gewendet wie ein Orakel. Immergleich quellen die Gedanke wie matschige Erdklumpen schmatzend unter den Sohlen hervor. Klammern sich an Stiefeln und Hosenbeinen fest.

Das Kino im Kopf zeigt einen endlosen Film.

 

Dicht beisammen stehen sie auf der lichten Bergkuppe und lassen sich von der Nachmittagssonne das Gesicht wärmen. Mit leiser Stimme kleidet er sein Inneres in Worte und schickt es zu dem kreisenden Mäusebussard. Hinter den Wolkenfetzen sieht sie ihn. Nicht die abgetragene Jeans, die groben Schuhe oder die verwaschene Strickjacke, die ihm lässig von den Schultern hängt. Den Mensch hinter der Hülle, der sich jeden Tag erneut in einen wohlkonstruierten Alltag flüchtet. Für ein paar Stunden in der Woche ausbricht, sich den Sehnsüchten hingibt und das Leben spürt. Sieben Tage Traurigkeit für wenige Stunden Glücklichsein. Was hält ihn davon ab, die Erfüllung festzuhalten, einzutauchen und auszukosten?

 

Jetzt ziehen sie durchs Tal. Im Schatten uralter Bäume streben sie eilig zur nächsten Lichtung. Er läuft vorweg. Sie stolpert hinterher, strauchelnd über knochige Wurzeln. Mit Riesenschritten steigt er über Bäche und verschwindet hinter Felsen. Anstrengung perlt auf der Stirn. Warte! Keine Antwort. Heute ist kein Platz für sie auf seiner Wanderung. Er läuft mit seinem Schatten um die Wette. Oder vor ihm weg? Wie gern würde sie ihn begleiten, ihm Frieden schenken. Doch heute flieht er vor dem Gedanken an das, was tief in ihm wohnt. Will nicht sehen und nicht spüren. Will wie all die anderen sein, die ihn mit schalem Blick von der Seite ansehen. Der Mensch im Spiegel stößt ihn ab.

 

Ohne viel von ihm zu wissen, spürt sie seinen Zwiespalt, aus dem ihre Gedanken Filme drehen. Sie wandern zwischen Berg und Tal. Gestern noch aufeinander zu. Heute wieder voreinander weg. Kein Tag gleicht dem anderen.

Ihr innerer Kompass weist den Weg an seine Seite. Zu dem Mensch hinter der Alltagshülle. Sehen, was im Verborgenen bleibt, was ihn ausfüllt und glücklich macht. Ohne zu bewerten oder zu urteilen.

Hat er seinen Kompass auf dem Bergkamm weggeworfen, oder er ist ihm auf der Flucht durchs Tal aus der Hosentasche gefallen?

 

Im Auf und Ab, Vor und Zurück zeigt sich keine Richtung. Die Fantasie führt Regie und das Kino im Kopf zeigt das Flimmern rührseliger Synapsen.

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